Entwicklung und Entstehung der X-Codierung
Zu Zeiten der Seidenschnüre gab es natürlich auch nur Vorfächer aus Seide, genannt „Gut“ (engl. Darm). Dieses wurde aus den Spinndrüsen der Raupe des chinesischen Seidenspinners (Bombyx mori) gewonnenen. Die Raupen wurden einige Zeit in Essig geworfen, aufgebrochen und die beiden Seidendrüsen mit der Hand auseinander gezogen. Das ergab parallele Seidenvorfächer von ca. 10-20 inches Länge, je nachdem wie dick (dünn) man das Material auszog. Die dünnsten so zu fabrizierenden Stücke waren ca. 0,25 mm dick. Wollte man noch dünnere, wurden die Stücke mehrfach nacheinander durch eine „gauge“ (=Lehre, Kalibrierungslehre) gezogen. Das ist eine Eisenplatte mit abgestuft kleiner werdenden Löchern definierten Durchmessers. Teilweise wurden auch Edelsteine (Rubine) mit einem Loch in die Eisenplatte eingesetzt. Zog man das (etwas angespitzte) Vorfach ein Mal durch das dickste Loch, hatte man ein Vorfach der Dicke „1x drawn “, oder „1x“. Anschließend durchs nächst dünnere Loch dann „2x drawn“, oder „2x“, und so weiter, bis „7x“. Dabei wurde immer etwas Material von der Oberfläche abgeschabt. Die Lochdurchmesser, wie auch die Dickenbezeichnung insgesamt, und im übrigen auch für Seidenschnüre, geht zurück auf die Durchmesserabstufung bei der Produktion von Eisendrähten und erfolgte anfangs nach dem British Imperial Standard Wire Gauge.
Der englische "British Imperial Standard Wire Gauge" wurde 1884 vom "British Board of Trade" anerkannt, nachdem ein J. Latimer Clark diesen formuliert hatte: Ausgehend von einem Durchmesser von 0,500 in. (= 12,7 mm), welcher die Bezeichnung Nr. 7/0 erhielt, bis zum kleinsten Durchmesser, Nr. 50, Durchmesser 0,001 in. (= 0,0254 mm), in Schritten, welche jeweils 10,557 % kleiner waren als der vorhergehende Durchmesser, bzw. eine Gewichtsreduktion von jeweils 20 % ergaben.
Die Engländer hatte ja auch faktisch die totale Kontrolle der Seidenvorfachproduktion in Murcia, Spanien, wo diese hauptsächlich produziert wurden. Von den Spaniern eingeführte Durchmesserbezeichnungen für die dickeren, „hand drawn“ Vorfächer, wie z.B. „royal“ für die dicksten und „refina“ für die dünnsten, wurden beibehalten. Nur die Amerikaner gingen da eigene Wege und führten eigene Bezeichnungen ein. Die NAACC (National Association of Angling and Casting Clubs) hat das Ganze auch offiziell standardisiert in der: "NAACC official standard table of leader material calibrations with gauge designations, permissible variances, and minimum permissible breaking tests".
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